Sehnenchirurgie

Behandlung von Sehnenverletzungen und Sehnenrissen

Sehnen verbinden einen Muskel mit den Knochen oder mit einem anderen Muskel. Ein regelrecht funktionierender Muskel-Sehnenkomplex ist essentiell für einen flüssigen und schmerzfreien Bewegungsablauf. Die häufigsten Ursachen für die Verletzung dieses Komplexes sind Fehl- bzw. Überlastungen, wovon nicht nur Profisportler betroffen sind.

Sehnen-Risse

Während die meisten Muskelverletzungen konservativ behandelt werden können, bedürfen Sehnenrisse in der Regel einer operativen Therapie.

  • Quadrizepssehnen-Riss

    Der große Oberschenkelmuskel besteht aus vier einzelnen Muskeln, welche in einer gemeinsamen anatomischen Struktur (Quadrizepssehne) am oberen Rand der Kniescheibe ansetzen. Verletzungen dieser Sehne können durch direkte Gewalteinwirkung ausgelöst werden. Manchmal reicht aber auch ein Fehltritt aus, um einen kompletten Sehnenriss zu verursachen.

    Die Diagnose einer Quadrizepssehnen-Ruptur erfolgt in den meisten Fällen anhand der folgenden Symptome: Die Patienten sind nicht mehr in der Lage, das gestreckte Bein von der Untersuchungsliege abzuheben. Häufig ist auch eine Delle am oberen Rand der Kniescheibe tastbar.

    Komplette Risse werden beinahe ausnahmslos operativ versorgt. Hierbei kommen verschiedene Operationstechniken zum Einsatz: Die Sehnenstümpfe werden mit kräftigen Fäden miteinander vernäht, anschließend erfolgt die Feinadaptationsnaht. Knöcherne Ausrisse werden mit Fadenankersystemen an der Kniescheibe befestigt.

    In der Nachbehandlung kommt ein vom Operateur festgelegtes Nachbehandlungsschema zur Anwendung. In der Regel wird zunächst eine Teilbelastung des operierten Beines erlaubt. Zusätzlich dazu wird eine Kniegelenksschiene angelegt, welche die Beugung des Gelenkes limitiert. Für ca. acht bis zwölf Wochen sind physiotherapeutische Anwendungen notwendig.

  • Patellarsehnen-Riss

    Der Riss der Patellarsehne betrifft ebenfalls den Streckapparat des Kniegelenkes. Im Gegensatz zu der Quadrizepssehne entsteht die Verletzung jedoch unterhalb der Kniescheibe. Klinisch fällt vor allem die Unfähigkeit auf, das betroffene Bein gestreckt anheben zu können. Eine Delle ist ebenfalls häufig vorhanden – in diesem Fall jedoch unterhalb der Kniescheibe. In der Röntgendiagnostik fällt ein Hochstand der Kniescheibe auf.

    Risse der Patellarsehne werden ebenfalls operativ versorgt, da die Sehnenstümpfe andernfalls nicht stabil miteinander verwachsen können. Die Sehnenstümpfe werden miteinander vernäht und die Naht zusätzlich mit einer Metallschlinge (Cerclage) gesichert. Die Nachbehandlung verläuft ähnlich wie bei der Quadrizepssehnen-Naht.

  • Achillessehnen-Riss

    Die Achillessehne gilt als stärkste und dickste Sehne im menschlichen Körper und ist unverzichtbar für unsere Fortbewegung. Sie erfüllt eine wichtige Funktion, denn beim Gehen wird der Fuß im Sprunggelenk kräftig nach unten gebeugt. Dabei wirken große Kräfte auf die Achillessehne, weshalb sie besonders anfällig für Verletzungen ist. Der Riss der Achillessehne gilt dabei als häufigste Verletzung. Er entsteht i.d.R. auf dem Boden einer vorgeschädigten Achillessehne. Meistens sind sportlich aktive Menschen betroffen, insbesondere Männer im Alter von 30 bis 50 Jahren.

    Ein akuter Riss ereignet sich in der Regel in Folge einer plötzlichen Belastung, z.B. beim Antritt oder Sprung im Rahmen sportlicher Belastung (z.B. Tennis). Die betroffene Person spürt beim Riss der Sehne oft einen typischen „peitschenartigen Schlag“. Anschließend tritt die Schwäche des betroffenen Beins auf. Als Folge eines Achillessehnen-Risses kann die Fußspitze nicht mehr nach unten gebeugt werden. Aufstehen oder Gehen sind zwar häufig noch möglich, bereiten aber starke Schmerzen.

    Bei der körperlichen Untersuchung findet der behandelnde Arzt oftmals einen Bluterguss, Druckschmerzhaftigkeit sowie einen Funktionsverlust der Sehne vor. Außerdem ist die Rissstelle häufig als Delle tastbar. Teilweise zählt auch ein Ultraschall- oder MRT-Untersuchung zu den Diagnostik-Maßnahmen. Knöcherne Begleitverletzungen sollen mithilfe eines Röntgenbildes ausgeschlossen werden.

    Abhängig von sportlichen Aktivitäten und vom funktionellen Anspruch des Patienten stehen bei der Achillessehnenruptur grundsätzlich zwei Therapieoptionen zur Auswahl: die konservative sowie die operative Behandlung. Teilverletzungen, Rissen am Muskel-Sehnen-Übergang oder wenn die Rissenden noch nicht auseinander gewichen sind, können konservativ behandelt werden. In diesem Fall erfolgt die Behandlung die Ruhigstellung mithilfe eines Spezialstiefels und einer Entlastung an Unterarmgehstützen über mindestens sechs Wochen.

    Die operative Therapie ist vor allem beim jungen, sportlichen Patienten nötig. In der Regel wird ein Riss der Achillessehne minimalinvasiv mit einem speziellen Instrumentarium durchgeführt. Über einen kleinen Schnitt werden hierbei die Enden der gerissenen Sehne zusammengeführt und miteinander vernäht. Die Nachbehandlung erfolgt ebenfalls in einem speziellen Therapieschuh. Falls der Riss schon länger besteht, größere Defekte vorliegen oder die Sehne besonders stark vorbeschädigt ist, werden offene Techniken angewendet, und die Achillessehne eventuell mit einer körpereigenen Sehne verstärkt (Sehnenplastik).

Es gibt aber auch Fälle, bei denen eine direkte Stich- oder Schnittverletzung durch scharfe Gegenstände zur Sehnendurchtrennung führt. Dieser Mechanismus liegt meistens an den Händen vor.

Strecksehnenverletzung der Hand

Üblicherweise entstehen Verletzungen der Strecksehnen durch eine scharfe, direkte Gewalteinwirkung in Form von Schnitt-, Säge- oder Stichverletzungen. Aber auch eine Ruptur mit oder ohne Ausriss eines Knochenfragmentes durch stumpfe Gewalt kommt vor.

Die Kenntnis der Anatomie des Strecksehnenapparates der Hand ist Voraussetzung für die richtige Diagnosestellung und Behandlung. Offene Strecksehnenverletzungen müssen operativ durch eine Naht versorgt werden. Unter Umständen kann auch die vorübergehende Versteifung eines Fingergelenkes durch einen in Narkose eingebrachten Draht bis zur Ausheilung erforderlich sein. In jedem Fall muss bis zur Ausheilung eine Ruhigstellung des betroffenen Fingers für ca. vier bis sechs Wochen erfolgen.

Nicht offene Sehnenrupturen, die vor allem die Sehne auf Höhe des Endgelenkes betreffen, können auch durch konsequente Ruhigstellung des Endgelenkes in einer speziellen Schiene für ca. acht Wochen therapiert werden.

Beugesehnenverletzung der Hand

Üblicherweise kommt es durch scharfe, direkte Gewalteinwirkung – vor allem in Form von Schnitt-, Säge- oder Stichverletzungen – zu Verletzungen der Beugesehnen. Durch die enge anatomische Nachbarschaft der Beugesehnen zu den Gefäßen und Nerven der Finger können diese mitverletzt sein. Die Schädigung eines Nervs führt zu einem Verlust des Berührungsempfindens der Haut körperfern der Verletzung.

Sehnen- wie auch Nervenverletzungen sollten so schnell wie möglich durch spezielle Nähte operativ versorgt werden. Zur Nervennaht wird ein spezielles Operationsmikroskop verwendet. Nach der Naht einer Beugesehne erfolgt die Nachbehandlung frühfunktionell in einer Spezialschiene. Durch die belastungsfreie Bewegung sollen so Sehnenverklebungen vermieden werden.