Die Voraussetzungen, um nach den Kriterien von WHO und UNICEF als babyfreundlich zertifiziert zu werden, sind streng und umfassen die Förderung der Bindung von Eltern und Kind, des Stillens und der Entwicklung des Kindes. Was zunächst sehr theoretisch klingt, setzt das Geburtshilfe-Team des CellitinnenSeverinsklösterchens schon seit langem mit großem Engagement um. „Ein Credo unserer gesamten geburtshilflichen Arbeit – ob im Kreißsaal oder auf der Wochenbettstation – ist seit vielen Jahren die Bindungsorientierung. Wir stellen die Bindung zwischen Eltern und Kind in den Mittelpunkt der gesamten Begleitung – von der Schwangerschaft bis zur Entlassung nach der Entbindung und auch darüber hinaus“, erklärt Prof. Dr. Jan Schmolling, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe.
Im Mittelpunkt steht die Bindung zwischen Eltern und Kind
So gehörte das Krankenhaus in der Kölner Südstadt bereits vor Jahrzehnten zu den ersten, die das Rooming-in einführten, also die Unterbringung der Mutter und des Kindes in einem gemeinsamen Zimmer. „Das ist heute natürlich ganz selbstverständlich, aber unsere Vorgänger hier im Severinsklösterchen waren damals sehr innovativ“, so Schmolling. Diesem Innovationsgeist hat sich auch das heutige Team verschrieben und hinterfragt immer wieder, was noch weiter zu einer sicheren Bindung zwischen Eltern und Kind beitragen könnte. Daraus entstand das „Haut auf Haut“-Konzept, das in der Geburtshilfe des Severinsklösterchens zentraler Bestandteil ist. „Wir fördern die Bindung zwischen dem neugeborenen Kind und seinen Eltern durch intensiven Hautkontakt. Direkt nach der Geburt haben Eltern und Kind Zeit, sich so ganz nah zueinander kennen zu lernen. Das ermöglichen wir übrigens auch bei Kaiserschnitten. Und auch auf der Wochenbettstation werden die Eltern durch den Einsatz von Bonding-Tops darin unterstützt, rund um die Uhr im Hautkontakt mit ihrem Kind zu sein”, erklärt Marzena Koprowski, Bereichsleiterin Pflege der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, das Konzept.
Der Hautkontakt zwischen Eltern und Kind wirkt dabei nicht nur beruhigend auf das Baby, es setzt auch Glückshormone bei Eltern und Kind frei, fördert eine feinfühlige Interaktion und trägt zu einem guten Stillstart bei.
Für einen guten Stillstart
Stillförderung ist ein weiteres Kriterium, das für die „Babyfreundlich“-Zertifizierung erfüllt sein muss. Auch hier engagiert sich das Severinsklösterchen-Team seit vielen Jahren ganz besonders. Nicole Melcher, Pflegerische Leiterin der Wochenbettstation und Still-und Laktationsberaterin IBCLC, sagt: „Wir beraten und unterstützen Frauen in allen Fragen rund um das Stillen ganz individuell. Bereits während der Schwangerschaft bietet die Elternschule Vorbereitungskurse an, in denen Fragen, aber auch Bedenken besprochen werden können. Nach der Geburt unterstützen wir den Stillstart mit viel Geduld und Erfahrung. Und für Frauen, die nicht stillen möchten oder bei denen das Stillen nicht möglich ist, bieten wir Beratung zu bindungsfördernden Alternativen.“
Zertifizierung als „Babyfreundlich": eine Teamleistung
Davon, dass sie alle Anforderungen an die Bindungs-, Entwicklungs- und Stillförderung erfüllen, konnte das Geburtshilfe-Team die unabhängigen Auditorinnen mit Bravour überzeugen. „Im Auditbericht haben wir keine einzige Abweichung und auch keinen Hinweis erhalten, was wir bis zur Überprüfung in drei Jahren verbessern sollten“, freut sich Nicole Melcher, die die Zertifizierung federführend vorbereitet hat. „Besonders haben wir uns darüber gefreut, dass die Auditorinnen unsere Teamleistung sehr lobend erwähnt haben. Wenn es um bindungsorientierte Geburtshilfe vor, während und nach der Geburt geht, ziehen wir alle an einem Strang , Hebammen, das ärztliche Team, die Teams der Wochenbettstation, der Gynäkologie und der Kreißsaalambulanz, unsere Kinderärztin und das Team der Anästhesie. Es ist für uns eine Riesenfreude, dass wir damit überzeugen konnten.“
Das Zertifikat hat eine Gültigkeit von drei Jahren, dann wird in einem Rezertifizierungs-Audit überprüft, ob alle Anforderungen weiterhin erfüllt werden.