Leisten- und Bauchdeckenbrüche

Hernien

Unter dem Oberbegriff „Hernien“ werden alle Arten von inneren und äußeren Bauchwandbrüchen zusammengefasst. Diese Brüche haben naturgemäß nichts mit Knochenbrüchen zu tun! Es handelt sich vielmehr um Lücken in der Bauchwand, durch die sich Teile des Bauchfells und manchmal auch von inneren Organen vorwölben können.

Leistenbruch

Der häufigste und bekannteste Vertreter dieser Brüche ist der Leistenbruch (medizinisch: Hernia inguinalis), der mit mehreren hunderttausend Behandlungsfällen pro Jahr allein in Deutschland zu den häufigsten chirurgischen Krankheitsbildern gehört. 

Man unterscheidet hier weiter zwischen dem direkten Bruch (Hernia direkta, mediale Hernie) und dem indirekten Bruch (Hernia indirekta, lateraler Leistenbruch). Der direkte Bruch ist meist erworben, d. h. er tritt im Erwachsenenalter auf und ist Folge einer Schwächung von Bindegewebsstrukturen in der Bauchdecke. 

Der indirekte Bruch entwickelt sich entlang des Samenstrangs; da der Hoden entwicklungsgeschichtlich aus dem Bauchraum heraus in den Hodensack wandert, nimmt er dabei einen „Zipfel“ des Bauchfells mit aus der Bauchhöhle bei seiner Wanderung mit. Diese Ausstülpung verödet normaler Weise schon im frühesten Säuglingsalter; bleibt diese Verödung aus, kann in diesen Bauchfellzipfel z. B. eine Dünndarmschlinge eintreten, wie dies beim Bruch des Neugeborenen / Säuglings der Fall ist. Begünstigend für die Entstehung von Brüchen wirkt ein hoher Druck in der Bauchhöhle aus (Schreien beim Säugling!), aber es werden auch Faktoren wie z. B. eine erbliche Bindegewebsschwäche angeführt.

Verlauf

Leistenbrüche fallen den Betroffenen manchmal zuerst durch einen unangenehmen dumpfen Schmerz in der Leistengegend auf, bei anderen ist eine sichtbare Vorwölbung das erste Symptom. Die Diagnose lässt sich durch eine klinische Untersuchung, eventuell ergänzt durch eine Ultraschalluntersuchung der Leistenregion, sichern. Leistenbrüche heilen einerseits von selber nicht aus; im Gegenteil neigen sie dazu, sich im Laufe der Zeit zu vergrößern. Andererseits kann es neben den mehr oder weniger ausgeprägten Schmerzen und der störenden Schwellung auch zu einer Einklemmung (med.: Inkarzeration) von Darmanteilen in dem Bruchgebilde kommen. Im schlimmsten Fall kann hierdurch ein schwer wiegender medizinischer Notfall (Darmverschluss) ausgelöst werden. Aus diesen Gründen wird allgemein empfohlen, einen einmal diagnostizierten Leistenbruch auch operativ zu versorgen.

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Chirurgie

Für die operative Versorgung eines Leistenbruchs stehen zahlreiche verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: offene und laparoskopische (Stichwort: „Schlüssellochchirurgie“) Verfahren; Methoden mit oder ohne Einsatz von Kunststoffnetzen zur Verstärkung der geschwächten Bauchdecke, (kurz-)stationäre und ambulante Operationen, Voll- oder Regionalbetäubung u. a.. Welches Verfahren in einem gegebenen Fall das am besten geeignete ist, sollte in einem Gespräch mit dem behandelnden Chirurgen geklärt werden. Dabei spielen Alter, Risikofaktoren, genaue Beschaffenheit des Bruchs, aber auch individuelle Wünsche des Patienten und die Erfahrung des Arztes eine wichtige Rolle. Mit modernen Operations- und Narkoseverfahren ist der Eingriff heutzutage für den Patienten sicher und weitgehend schmerzfrei. Einschränkung der beruflichen und privaten Handlungsspielräume lassen sich auf ein Minimum reduzieren.

Neben den Leistenbrüchen gibt es weitere Bauchdeckenbrüche, die häufig einer operativen Behandlung bedürfen: Narbenbrüche (med. Narbenhernien), Nabelbrüche (med. Hernia umbilicalis), aber auch innere Brüche, wie z. B. Zwerchfellbrüche (Hernia diaphragmatica).
 

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